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  • Thomas Breckner

Brief an El Pais

Hallo meine Lieben Leserinnen und Leser,

da wir noch auf eine Rückmeldung warten, möchte ich euch heute noch einen Brief, den ich an den Chefredakteur der „El Pais“ (größte Tageszeitung Spaniens) geschrieben habe:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur …,

bitte entschuldigen Sie, dass wir uns an Sie persönlich wenden, aber nach unseren Recherchen im Internet sind Sie als Chefredakteur der größten spanischen Tageszeitung zu unserem Hoffnungsträger geworden. Wir bitten Sie um Ihre Hilfe.

Am Freitag, 17.08.2012 um 06:20 Uhr starb unser Sohn Andreas in Palma de Mallorca. Gemäß den Ermittlungen der örtlichen Mordkommission war er von einem Balkon im 6. Stock des Hotels Obelisco in die Tiefe gestürzt. Angeblich ohne jegliche Fremdeinwirkung.

Mehr als drei Jahre nach dem Tod unseres Sohnes sind alle unsere Bemühungen, vollständige Aufklärung zu bekommen, gescheitert. Weder die Behörden in Österreich noch die zuständigen Behörden in Spanien sind daran interessiert, wenigstens noch eine einzige wichtige Ermittlungshandlung, nämlich die Vernehmung des letzten Begleiters unseres Sohnes in der Unglücksnacht, zu veranlassen. Das können wir nicht verstehen. Deshalb wenden wir uns jetzt an Sie. Vielleicht können Sie es schaffen, dass die Vernehmung dieses jungen Mannes, einem deutschen Touristen namens „K.“ aus dem Raum Köln, durch das Untersuchungsgericht auf Mallorca doch noch veranlasst wird.

Es ist für uns schwer verständlich, warum es in einem vereinten Europa nicht möglich sein soll, einen Bürger als Zeugen vernehmen zu lassen, wenn es um den Tod eines Menschen geht. Unser Sohn war österreichischer Staatsangehöriger, aber die österreichischen Behörden erklären sich für uns nicht zuständig. Die deutschen Behörden würden gerne helfen, dürften das aber erst tun, wenn sie von den spanischen Behörden darum ersucht werden. Leider sah das Untersuchungsgericht auf Mallorca dafür bislang keine Notwendigkeit. Aus unserer Sicht wäre kein großer Aufwand damit verbunden, die deutschen Behörden um diese Vernehmung zu bitten. Es wäre doch nur ein Brief, mehr nicht. Der Staatsanwaltschaft Köln ist der Fall bereits bekannt, und wie uns zugesichert wurde, würde dem Ersuchen sofort nachgekommen. Es fehle nur der Auftrag aus Spanien.

Der junge Deutsche war die letzte Person, mit der unser Sohn Kontakt hatte, bevor er sich in dieses Hotel begab, in dem er gar nicht wohnte und welches er unseres Erachtens auch nicht mit seinem regulären Hotel verwechselt haben kann. Was also wollte er dort? Wer könnte die Person gewesen sein, diie noch Tage nach dem Tod unseres Sohnes mit dessen Handy Gespräche nach Afrika führte, immerhin für 2500,00€ Gebühren. Vielleicht kann dieser Zeuge auch etwas zum Verbleib mehrerer hundert Euro sagen, die unser Sohn bei sich hatte, die er nie verbraucht haben kann und die verschwunden sind. Wir versprechen uns Antworten auf noch einige der ungeklärten Fragen, nicht mehr und nicht weniger.

Es liegt uns fern, die Arbeit der spanischen Behörden zu kritisieren, Im Gegenteil: Wir bedanken uns ausdrücklich für die geleistete Ermittlungsarbeit und wissen, dass die Polizei bemüht war, die Hintergründe des Geschehens aufzuklären. Wir sind aber der Meinung, dass noch nicht alle Möglichkeiten der Wahrheitsfindung ausgeschöpft wurden.

Wir behaupten nicht, dass unser Sohn ermordet wurde. Aber wir wollen zumindest einigermaßen sicher sein, dass es nicht so war. Dazu könnte dieser letzte Begleiter einen wichtigen Beitrag leisten. Unabhängig vom Ergebnis würde es unserer Familie helfen, endlich diese quälende Ungewissheit und die schlimmen Zweifel loszuwerden und mit der Trauer abschließen zu können. Alles, was dazu notwendig wäre, wäre ein Rechtshilfeersuchen um Vernehmung eines Zeugen durch die spanischen Behörden an die Staatsanwaltschaft in Köln. Der zuständige deutsche Staatsanwalt in Köln, erklärte uns, dass dieser Zeuge unverzüglich vernommen werden würde, wenn die spanischen Behörden darum ersuchen. So sei die Rechtslage. Bitte helfen Sie, dass dieses Ersuchen eingestellt wird. Was ist schon dieser geringe Aufwand gegen das Leben unseres Kindes? Wir würden auch die Kosten übernehmen, wenn dies erforderlich sein sollte.

Kurz nach dem Vorfall hatte sich der junge Mann übrigens telefonisch bei uns gemeldet. Allerdings beließ er es bei dubiosen, vagen Andeutungen, ohne konkret zu werden. Er machte aber den Eindruck, als würde ihn etwas belasten. Obwohl er zusagte, sich wieder zu melden, ließ er nichts mehr von sich hören und reagierte auch nicht auf Anrufe. Das macht uns stutzig, wie man sich sicherlich vorstellen kann. Was weiß der junge Mann und warum will er nicht mit uns reden? Wir hegen keinerlei Verdacht gegen ihn, aber wir erhoffen uns natürlich Aufschluss bezüglich der letzten Stunden im Leben unseres Sohnes.

Bitte helfen Sie uns. Sie sind unsere letzte Hoffnung. Wir wollen endlich abschließen können. Aber wie soll das möglich sein, wenn noch nicht einmal diejenige Person befragt wurde, mit der unser Sohn zuletzt Kontakt hatte. Aus rein formaljuristischen Gründen. Es wäre auch ein Akt der Menschlichkeit für den wir Ihnen auf ewig dankbar wären.


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